Chanukkah Beginn 2023
25. Kislev
Heinrich Heine beschreibt in seinen Schriften das bezaubernde Licht der Channukah-Leuchter in der Frankfurter Judengasse. Auf dem Titusbogen in Rom ist ein ähnlicher abgebildet. Was hat es damit auf sich?
Channukah ist das jüdische Lichterfest. Über acht Tage hinweg werden Kerzen auf einem besonderen Leuchter, der neunarmigen „Menorah“ gezündet. Gefeiert werden vor allem zwei Wunder, welche mit der Wiedereinweihung des Beit HaMikdasch, des heiligen Tempels in Jerusalem (siehe Tisch’A B’Av) zusammenhängen.
Im zweiten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung besetzten die Seleuziden, ein hellenistisches Volk, das gelobte Land. Die Besatzer versuchten den jüdischen Glauben der einheimischen Bevölkerung mit dem griechischem Mehrg’tterglauben zu kombinieren bzw. zu ersetzen. Das gelang ihnen auch teilweise, denn viele Jüdinnen und Juden waren von der griechischen Kultur und Wissenschaft so beeindruckt, dass sie von ihrem Glauben abfielen. Für jene welche sich jedoch der Assimilation nicht fügen wollten, war das Leben unter der Besatzung der Seleuziden unerträglich. Sie formierten sich um Jehuda Makkabäus, einem jüdischen Widerstandskämpfer, welcher unter geradezu unmöglichen Umständen einen Aufstand versuchte. Zu dieser Zeit war das Heer der Besatzer eines der stärksten der Welt, und nur durch ein Wunder gelang es den Makkabäern ihre Besatzer zu vertreiben. Die Seleuziden hatten den Beit HaMikdasch in Jerusalem entweiht, und oberste Priorität hatte nach dem Befreiungskampf die Wiedereinweihung des Tempels. Die Makkabäer stellten jedoch fest, dass schon die Beleuchtung der für den Tempeldienst notwendigen großen Menorah, eines siebenarmigen Leuchters, unmöglich war. Denn eine solche benötigte ein spezielles Öl, von je einem einzigen Tropfen besonderer Oliven gepresst. Die Invasoren hatten die Ölgefäße entweiht, nur ein einziges mit genug Öl für einen Tag hatte ihren Vandalismus überlebt. Neues Öl zu erzeugen würde eine Woche dauern. So geschah das zweite Wunder von Channukah nach dem unmöglichen Sieg gegen die Seleuziden gelang es mit dem Öl für einen Tag die Menorah für acht Tage zu beleuchten.
Die Geschichte von Channukah zeigt, dass es sich lohnt das Richtige zu tun, und sich selbst treu zu bleiben, wie widrig die Bedingungen auch sein mögen. Eine kleine Kerze kann großes Licht in die Dunkelheit bringen. So kann auch ein einzelner Mensch der das Richtige tut große Dunkelheit überwinden.
Im Laufe des achttägigen Channukah-Festes werden jeden Abend Kerzen in aufsteigender Anzahl gezündet. Dabei werden Gebete aufgesagt, Lieder gesungen, und die Menorah in Fenster gestellt, um auch auf symbolische Weise Licht in die Welt zu bringen. Heute findet dieses Ritual auch in Wien an öffentlichen Orten, etwa dem Stephansplatz, statt. Da Öl im Rahmen des Feiertags eine nicht unwesentliche Rolle spielt, werden vor allem frittierte Speisen konsumiert, allen voran „Latkes“ (Kartoffelpuffer mit Apfelmus und Sauerrahm) und „Suffganiot“ (Krapfen). Kinder spielen mit einem „Dreidel“ (Kreisel) und freuen sich über ihr „Channukah Gelt“ (sowohl echtes als auch solches aus Schokolade). Das Channukah Gelt soll der Belohnung für gutes Studium, tugendhaftes Verhalten, und bei manchen auch der schlichten Teilnahme am täglichen Ritual des Kerzenzündens dienen. Wichtig ist es aber auch, um Kindern das Geben von „Tzedakah“ (Almosen) zu ermöglichen.
Über den Verbleib der ursprünglichen Menorah aus dem heiligen Tempel kann heute nur spekuliert werden. Manche Quellen meinen, sie wäre von den Römern eingeschmolzen worden, und man habe damit Münzen für römische Cäsaren geprägt. Andere glauben, der Leuchter verberge sich noch heute in Rom. Es gibt aber auch solche die denken, der Leuchter sei in Sicherheit gebracht worden, und werde von Generation zu Generation bewacht, um ihn wieder aufzustellen, wenn der Beit HaMikdasch wiedererbaut wird.
Fact: Der jüdische Wiener Fußballverein „Makkabi Wien“, ist nach Jehuda Makkabäus und seiner Truppe benannt. Sollte in absehbarer Zukunft Makkabi Wien den österreichischen Rekordmeister FK Austria Wien bezwingen, wäre das im Hinblick auf die ungleiche Gegnerstärke wohl mit dem Aufstand der Makkabäer gegenüber den Seleuziden zu vergleichen.
JöH, MM